Mexiko-Stadt, den 1. November 2022
Liebe Freunde im Herrn,
höchste Zeit, meinen letzten Brief des Jahres zu schreiben! Ich hoffe, dass es Ihnen gut geht.
Ich war während des Sommers sehr beschäftigt. Im letzten Brief habe ich Ihnen von der bevorstehenden Reise nach Südostafrika erzählt. Die hat dann Ende Juni und Anfang Juli stattgefunden. Ich war besorgt, denn ich konnte wegen der Pandemie die Schulen fast drei Jahre lang nicht besuchen und wusste nicht genau, was ich vorfinden würde. In der Tat fand ich die Schule in drei Diözesen sehr schwach und konnte mit den entsprechenden Bischöfen treffen, um zu schauen, wie es weiter geht.
In drei anderen Diözesen hingegen fand ich eine blühende Schule vor. Die Diözese Karonga in Nordmalawi hat über tausend Schüler, gestreut in den verlegensten Dörfern. In Sambia wächst die Schule auch.
Die größten Herausforderungen, die ich feststellen konnte, waren der Mangel an Bibeln und die langen Strecken, die Schüler zu Fuß zurücklegen müssen, um den Unterricht zu besuchen. Das Problem der Bibeln hat damit zu tun, dass die Menschen wirklich sehr arm sind: Ein Erwachsener verdient ca. 1,50 € am Tag, eine Bibel auf Tumbuka-Sprache kostet ca. 9,- €! Dieses Problem haben wir gelöst, indem KANELA sich bereit erklärt hat, bei jedem willigen Schüler einen Zuschuss von 8€ pro Bibel zu übernehmen. So kostet eine Bibel 1,- € für die, die wirklich eine wollen. Können Sie sich vorstellen, dass es ernsthafte Christen gibt, die keinen Zugang zur heiligen Schrift haben? Ich war ziemlich überrascht und betroffen.
Mit Bezug auf das zweite Hindernis – die Entfernungen – ist die Sache nicht so einfach. Wir reden von Ländern, wo es kaum Autos – und kaum Straßen – gibt. Es gibt keine richtigen, öffentlichen Verkehrsmittel, nicht einmal die engen, mit Luftverschmutzung qualmenden Minibusse, die in Ländern wie Mexiko überall zu finden sind. Nein: In Malawi und Sambia müssen die Menschen überall hinlaufen. Wir haben nicht das Personal, um einen Lehrer in jedes Dorf schicken zu können. Deswegen haben wir Schüler, die 5 oder 8 oder sogar 12 Kilometer laufen müssen, um den Unterricht zu besuchen. Das muss man sich vorstellen: Wie lange würden Sie brauchen, 10 Kilometer zu laufen? Für was wären Sie bereit, einmal in der Woche 10 Kilometer zu laufen? Und trotzdem haben wir Tausende von Schülern.
Mein Vorschlag da war, dass die Schulen sich darauf konzentrieren, neue Lehrer auszubilden. So wird es nicht sofort, aber vielleicht in einem oder zwei Jahren möglich, Niederlassungen der Schule im nächsten und dann im nächsten und wieder im nächsten Dorf zu gründen, damit die Menschen nicht so weit laufen müssen. Denn diese Entfernungen machen vielen Menschen den Schulbesuch einfach unmöglich.
Nach dem Besuchen der lokalen Schulen habe ich auch an der Vollversammlung der ostafrikanischen Bischöfe teilgenommen, die alle vier Jahre stattfindet. Ich habe einen Vortrag über die Glaubensschule halten und sie an interessierte Bischöfe anbieten können. Mehrere Bischöfe – besonders aus Tansania, aber auch aus Kenia, Südsudan und Uganda – haben um die Gründung der Schule in ihren Diözesen gebeten. Ich hoffe, im Januar wieder in Tansania zusammen mit meinem Gründungsteam ein wochenlanges Einführungsseminar zu organisieren, um die Schule in verschiedenen Diözesan Ostafrikas zu gründen. Ich bitte um eine besondere Gebetsanstrengung für dieses Anliegen.
Im August habe ich einen ausführlichen Fotobericht über diese Afrika-Tätigkeiten verfasst und digital verbreitet. Falls er bis zu Ihnen nicht gelangt ist, dann können Sie ihn finden unter:
Anfang November werde ich eine ähnliche Reise unternehmen, und zwar nach Nigeria (sollte ich ein Visum bekommen, was immer schwieriger wird!). Da besteht die Glaubensschule seit 2013, sie ist ziemlich etabliert. Allerdings hörte unser Wachstum wegen der Pandemie vor zweieinhalb Jahren abrupt auf. Wir sind dabei, wie in Tansania ein „Gründungsseminar“ zu organisieren. Das Land ist sehr kompliziert und auch sehr gefährlich, aber ich hoffe, dass 5 oder 6 Diözesen am Seminar teilnehmen werden. Beten Sie bitte, dass ich das Visum erhalte!
Ein anderer Bereich, der mich sehr begeistert und von dem ich schon öfters erzählt habe, ist unser „Ausschuss für die lebensnotwendige Hilfe an Priester“ (ALHF). Dieser Ausschuss arbeitet im Namen der vier KANELA-Vereine (Deutschland, USA, Kanada und Mexiko) und sucht hart arbeitende Priester, die wirklich in finanzieller Not stecken, um sie mit einem bescheidenen aber sicheren monatlichen Beitrag zu unterstützen. Es ist jetzt so weit, dass wir monatlich zwanzig bedürftige Priester unterstützen. Neu ist auch, dass wir jetzt eine neue Mitarbeiterin haben, die sich ausschließlich diesem Projekt widmet: Durch sie können wir viel mehr Priestern helfen!
Neu ist leider auch, dass die nicaraguanische Regierung nicht nur unsere, sondern fast alle Priester furchtbar schikaniert. Der Bischof von Matagalpa – in dessen Diözese wir kräftig unterstützen – ist Mitte August verhaftet und wer weiß wohin geschleppt. Wir haben die Weise ändern müssen, auf die wir unsere Unterstützung an die Priester schicken, denn Ihre Bankkonten werden von der Staatssicherheit überwacht. Bitte beten Sie auch für die verfolgten Christen, besonders die Priester, in Nicaragua!
Im Fotobericht haben wir eine Collage von einigen der unterstützten Priester zusammengestellt. Sie sollen wissen, dass diese Priester regelmäßig für unsere Freude, d.h. auch Sie, beten.
Erfreuliche Nachrichten kommen aus der Farm in Nordwestmexiko. Da haben wir im August viele Chilischoten gesät. Die große Befürchtung ist immer der Regen: Wird er kommen? In der Tat hat es ziemlich gedauert, bis er eingetroffen ist. Aber dann ist er reichlich eingetroffen. Unsere Bauern haben immer Angst davor, dass es nicht regnet. Dann haben sie Angst, dass es zu viel regnet! Angst, dass es keine guten Preise auf dem Markt geben wird und Angst, dass irgendwelche Krankheit einbricht. Ich verbringe ziemlich viel Zeit damit, diese Ängste zu besänftigen und sie auf Gottesvertrauen zu ermutigen. Das sind tüchtige Bauern, die nur das Pech gehabt haben, in einer furchtbar gewalttätigen Region der Welt geboren zu sein.
Wenn Sie diese Zeilen erhalten, sollten wir schon bei der Ernte bzw. am Ende der Ernte sein. Sollte sie gut ausgehen, und sollten wir am Markt gute Preise für unsere Chilischoten erhalten, dann werden wir nächstes Jahr zwei weitere Hektar bestellen. Der Anbau der Limetten geht auch gut und die Bäume bringe immer mehr Früchte hervor. Die Landwirtschaft lehrt Geduld!
Hier könnte ich den Eindruck erwecken, dass das viel zu viel ist. Sie müssen aber nicht vergessen, dass ich mit einem großartigen Team zusammenarbeite, das allmählich wächst. Sie sind durch Ihr Gebet und Ihre finanzielle Unterstützung auch Teil dieses Teams. Für Christen ist es nicht sehr einfach, dass wir alle Teammitglieder auf dieser Seite des Himmels sehen oder in der Nähe haben: Es genügt zu wissen, dass sie da sind. Ich wünsche Ihnen ein tiefes Bewusstsein dieser Gemeinschaft im Namen des Herrn, denn nichts ist tröstlicher, als sich begleitet zu wissen. Dann kann es draußen toben: Unsere Hoffnung ist im Namen des Herrn.
Ich vergesse Sie, Ihre Familie und Ihre Anliegen in meinem Gebet nicht. Ihr
P. Robert